Das Papiergeld, die Pumpe und Ungerechtigkeit
Nov 20, 2014
Rogoff versus Papiergeld
Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Rogoff hat neue Pläne für die Durchsetzung von Negativzinsen vorgetragen. Das eigentliche Problem hinsichtlich der gegenwärtigen Wirtschaftsflaute sei eigentlich das Papiergeld, welches nach Rogoffs Ansicht eine weitere Senkung der Zinsen seitens der Notenbanken verhindert. Rogoff ist ein wahres Multitalent, denn auf diese Weise könnten auch die Drogenkriminalität, aber auch die Steuerflucht eingedämmt werden.
Schuld an dem fehlenden Vermögenstransfer nach unten soll insbesondere die Kriminalität sein. So habe sich beispielsweise die Europäische Zentralbank die Ankurbelung der Wirtschaftslage rund 4000 Euro pro einzelnem Bürger im gemeinsamen Währungsraum kosten lassen.
Die rettenden Technologieinnovation
Keine Frage, Rogoff hat sich mit seinen richtigen Äußerungen zu immensen Staatsverschuldungsquoten einen Namen gemacht. Etwas, was in der westlichen Welt Anfang der Achtziger des vergangenen Jahrhunderts seinen Lauf mit der Politik von Reagan nahm, sich wenig später mit dem Zinsschritt der FED erheblich verschlimmerte, nämlich das vermehrte Ausgabeverhalten der Staaten, verbunden mit den steigenden Finanzierungskosten, schwappte spätestens mit der deutschen Wiedervereinigung auch nach Europa über, und konnte nicht länger verschwiegen werden. Es waren mitunter historische Notwendigkeiten in der langen Kette dabei, sei es die Beilegung des Kalten Krieges oder die deutsche Wiedervereinigung, nur wurden gerade diese zu schnell vollzogen.
Man tröstete sich anschließend über lange Zeitperioden mit Theorien über Technologieinnovationen, wodurch Staaten quasi über Nacht wieder die Oberhand über ihre Haushalte zurückgewinnen konnten, doch die Schuldenuhr tickte gnadenlos weiter. Was unterm Strich übrig blieb war die Hilflosigkeit der Staaten sich gegen erdrückende Schuldenberge zu stemmen.
Die fehlende Wirtschaftsdynamik und die soziale Ungerechtigkeit
Der neueste HSBC PMI hat das bestätigt, was in Insiderkreisen schon längst bekannt war. Der chinesische Wachstumsmotor, auf den die globalen Ökonomien so sehr hoffen, ist ins Stottern geraten. Japan hat man bereits vor einigen Tagen abgeschrieben, das Land ist äußerst medienwirksam wirtschaftlich beerdigt worden. Man hat sogar das böse R-Wort wie Rezession öffentlich ausgesprochen, zudem war von einem „überraschenden Ereignis“ die Rede. Überraschend war Nippons Abrutschen auf die dunkle Seite kaum, im Gegenteil.
Auch den Daten aus China sollte eigentlich beim genauen Blick auf den chinesischen Immobiliensektor wenig Verwunderung gezollt werden.
Grundsätzlich braucht man in jeder aufstrebenden Ökonomie am Anfang eine wirtschaftliche Elite, die das Wachstum vorantreibt. Andererseits ist es nach einem bestimmten Zeitpunkt ratsam etwas Umverteilung vorzunehmen, um den sozialen Frieden aufrechtzuerhalten. Gerade diesen wichtigen Schritt hat man in einigen BRIC-Staaten ausgelassen und so die soziale Ungerechtigkeit weitgehend zementiert.
People's Bank of China
Die chinesische Notenbank versucht sich mit allen Mitteln gegen die Konjunkturschwäche zu stemmen. Sie hat am Freitag den Ausleihungssatz überraschend um 0,4 Prozentpunkte auf nun 5,6 Prozent gesenkt. Auch der Einlagensatz wurde um 0,25 Punkte auf nun 2,75 Prozent gesenkt. Die letzte Zinssenkung fand 2012 statt. In den vergangenen Jahren hatte sich die chinesische Notenbank mit Anpassungen der Reserveanforderungen, insbesondere für kleinere Bankinstitute, begnügt. Man sprach offiziell von Wachstumsrisiken für die chinesische Volkswirtschaft. Das Wachstumsziel in Höhe von 7,5 Prozentpunkten scheint dieses Jahr in weite Ferne gerückt zu sein.
Notenpresse
Die wirtschaftliche Lage in Europa ist nicht besser. Nach Aussagen des Finanzinformationshauses Markit wird man in der Bundesrepublik im letzten Quartal des Jahres kein Wirtschaftswachstum mehr zu verzeichnen haben. Das zweite europäische Schwergewicht, Frankreich, ist bereits unter die wichtige Schwelle von 50 Punkten gerutscht und wird da vermutlich in den kommenden Perioden bleiben.
Den Vereinigten Staaten scheint der Ausstieg aus dem QE-Programm nicht gut bekommen zu haben, denn um durch das Nadelöhr der nachlassenden Liquidität zu kommen, mussten wichtige Leitindizes abspecken. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass die berühmten „FOMC Minutes“ der obersten amerikanischen Währungshüter letztes Mal sang- und klanglos verpufften. Die institutionellen Marktteilnehmer warten auf den Zinsschritt.
Die Notenpresse läuft, der Altmeister Bill Gross von Janus Capital hat in seinem "The Trouble with Porosity and Prosperity“ klare Worte gefunden. Die Ökonomien brauchen die Notenpresse, sie brauchen die Inflation, doch um die Wirtschaft anzukurbeln bedarf es zusätzlicher fiskalpolitischer Impulse. Die traurige Bilanz bisher: Eine Billion US-Dollar an zusätzlicher Liquidität im gemeinsamen europäischen Währungsraum, in Japan waren es zwei Billionen US-Dollar und im Land der Superlative, den Vereinigten Staaten, vier Billionen US-Dollar.
Wirkung der Waßnahmen
Wirkung: die Realwirtschaft stagniert nach wie vor. Wie geht es weiter? Die EZB erwirbt nun auch fleißig Covered Bonds, bisher in einem Volumen in Höhe von 10,485 Milliarden Euro. Ist das die Lösung?
In diesem Sinne. Smartest Finance wünscht Ihnen eine angenehme Zeit und alles Gute.
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