Bonds-Crash oder Renditeanstieg – Anleihen und EZB-Forward Guidance
May 12, 2015
Crash bei Bonds oder Renditeanstieg – Bundesanleihen und EZB-QE
Der Chef der Europäischen Zentralbank Draghi hat es mit seinem QE-Programm zwar nicht geschafft, wie man der einschlägigen Presse in den letzten Tagen entnehmen konnte, die Anleihenkurse zu stützen, jedoch wurde ihr Renditeanstieg verflacht. Die anziehende Konkunktur im gemeinsamen europäischen Währungsraum, aber auch die wachsenden Inflationssorgen unter den institutionellen Marktteilnehmern haben den erheblichen Renditeanstieg bei den deutschen Bundesanleihen ausgelöst.
Bis zum Ende des Jahres sollten die zehnjährigen Papiere der Bundesrepublik bei etwa einem Prozent rentieren. Die EZB wird die Teuerungsrate, die im großen Maße vom volatilen Ölpreis abhängt, nicht aus den Augen verlieren. Die Anleihenkäufe werden, nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit des eingeschlagenen QE-Programms, fortgeführt werden.
Rückendeckung dürften die deutschen Anleihen nicht zuletzt durch die erwartete US-Zinswende und die damit ausgelöste Flucht aus den Anleihen der Emerging Markets erfahren. Die große Gefahr, nicht nur für die Anleihen, liegt in der verzögerten Wirkung der Notenbankpolitik. Die Faustregel lautet etwa ein Jahr, bis sich die Effekte der Geldpolitik entfaltet haben und so könnte sich die Inflation, die sich beispielsweise nicht nur Draghi sehnlich herbeiwünscht, zu einem unangenehmen Problem für den Euroraum entwickeln.
Europäische Zentralbank – „Forward Guidance“
Mario Draghi hat es wie kein anderer vor ihm brilliant hinbekommen die Handlungen der Investoren in seine Strategie einzuspannen. Ob das positive Ergebnis dieses Kalküls, nämlich die abnehmende Unsicherheit unter den Professionals die damit zusammenhängende negative Entwicklung, die dauerhafte Abnahme der Marktfunktionalität, die man nicht leugnen kann, aufwiegen kann, das werden die kommenden zwei Jahre ans Licht bringen.
„Forward Guidance“ oder vorlaufende Zusagen der Notenbank über ihre zukünftige Strategie an die Marktteilnehmer hat Draghi mit dem historischen "Whatever it takes"-Ausspruch wohl zementiert.
Im Euroraum wurden in den vergangenen Jahren strukturelle Fortschritte gemacht, die jedoch zunehmend mit Einschnitten in das Sozialwesens verbunden gewesen sind. Die Aufhellung der Konjunktur ist bisher zwar nur graduell, realistisch kaum wahrnehmbar, aber sie ist da. Die Gefahren für das Wirtschaftssystem selbst sind, nicht zuletzt durch den Pumpkapitalismus, umso größer geworden.
USA und FED – Solide Fundamentaldaten, aber abnehmender Optimismus
Es ist ein gefährliches Spiel, das solange gut gehen kann, bis unerwartete Marktereignisse auftreten und die Informationspolitik der einzelnen Notenbankfunktionäre entweder uneinheitlich, Beispiele dazu gab es aus dem Lager der FED zugenüge, oder zu offensiv wird.
Nicht zuletzt könnte der sich verschärfende Währungskrieg, der seitens der offiziellen Behörden nur all zugern verleugnet wird, das Kartenhaus der globalen Ökonomien zum Einsturz bringen. Sollten die einzelnen Notenbanken den Anreiz sehen, vermehrt am unterschiedlichen Strang zu ziehen, dürfte sich die Marktsituation um einiges chaotischer gestalten.
Der Blick auf die USA offenbart es deutlich: Die Arbeitslosenquote konnte, schenkt man zumindest offiziellen Quellen genügend Vertrauen, auf 5,5 Prozent gedrückt werden. Auch das Bruttoinlandsprodukt konnte im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent gesteigert werden, was die Entwicklungen in den übrigen Industrienationen zumeist übertroffen hat, doch sind die Gewinnschätzungen für Unternehmen auf breiter Investorenfront gesunken.
Das verbilligte Rohöl und der erstarke US-Dollar haben weite Teile des US-Aktienmarktes aufgrund der pessimistischen Unternehmensgewinnerwartungen überbewertet erscheinen lassen. Die amerikanische Notenbank begeht mit der Strategie des hinausgezögerten Zinsschrittes den Fehler zukünftig umso schärfer reagieren zu müssen.
Zeitpunkt US-Zinswende – Nach William Dudley offen
William Dudley, der Chef der New York-FED, bekräftigte auch in dieser Woche, dass die Zinswende von den US-Wirtschaftsaussichten abhängig gestaltet werden wird, sprich bezüglich des Zeitplanes ist noch alles offen, obwohl von der Großzahl der Instututionellen wohl am ehesten der Monat September anberaumt wird.
Wichtiger war jedoch Dudleys Forderung an die Kapitalmarktteilnehmer nicht eindringlich nach dem Zeitpunkt der Zinswende zu fragen, sondern eher die Konjunktur zu beobachten. Was man hier sehen kann ist die sich ankündigende Diskrepanz zwischen der EZB und der FED. Die FED ist gerade bestrebt ihre „Forward Guidance“ auf ein Mindestmaß zu reduzieren, um so die Marktteilnehmer überraschen zu können.
DAX – Deutscher Aktienindex belastet
Der deutsche Aktienmarkt gerät vor dem Hintergrund der Griechenlandkrise und dem bereits genannten Faktoren Anleihen und Eurokurs unter Druck.
Wirtschaftsdaten – Market-Mover
Bereits in der vergangenen Woche konnte der GIPS-Staat Spanien mit dem 0,9-prozentigen Zuwachs seines Bruttoinlandsproduktes im ersten Quartal dieses Jahr etwas Optimismus unter die europäische Politikelite streuen.
Die Zahlen zum Q1-Euroraum-BIP dürften vermutlich offenlegen, dass die Erholung andauert, im besten Fall mit leicht beschleunigten Tempo. Der Konsens liegt auf Jahresbasis bei 1,1 Prozent nach zuvor bekanntgegebenen 0,9 Prozent.
Das könnte vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Einschätzung des ifo-Instututs und ihrem Klettern auf 99,5 Punkte im zweiten Quartal nach zuvor 95,9 Punkten ein begrüßenswertes Ergebnis an den Märkten werden.
Weitere Datensätze können im Wirtschaftskalender abgerufen werden.
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